Eifersucht und Trigger in Beziehungen.
Eifersucht hat einen schlechten Ruf, aber es ist normal, dass wir Menschen, die wir lieben, „beschützen“ wollen. Vor allem, wenn ein potentieller Rivale im Spiel ist.
Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen Eifersucht und ungesundem Eifersuchtsverhalten.
Doch wie viel Eifersucht ist normal und wann wird es ungesund?
Normale Eifersucht ist ein plötzlich auftretender Schmerz, den wir normalerweise rasch abtun können.
Ungesundes eifersüchtiges Verhalten tritt auf, wenn wir diesem Gefühl nachgeben und impulsiv aus Misstrauen und Unsicherheit heraus handeln.
Wenn Unsicherheit das vorherrschende Gefühl in der Beziehung ist, kann Eifersucht schnell zu Paranoia und Besessenheit führen und damit genau die Beziehung zerstören, die wir am Meisten fürchten zu verlieren.
Im Kern ist Eifersucht ein Nebenprodukt der Angst. Der Angst, nicht gut genug zu sein, der Angst vor Verlust. Wenn sie zuschlägt, kann sie uns glauben machen, dass unsere Beziehung in unmittelbarer Gefahr ist und es wird uns unmöglich, zwischen natürlichem Beschützer-Instinkt und irrationalem Misstrauen zu unterscheiden.
Wenn wir das erste Mal Eifersucht bei unserem Partner sehen, finden wir es vielleicht süß und denken: „Diese Person muss mich wirklich lieben!“ Ist es gesunde Eifersucht, wird dieses Gefühl mit der Zeit verblassen und die Beziehung nicht negativ beeinflussen. Es ist jedoch wichtig auf mögliche Warnzeichen von ungesundem Verhalten zu achten, um dieses früh zu erkennen.
Eifersüchtige Partner versuchen ihrer Frustration, durch eine Vielzahl an Methoden, Luft zu machen. Während sie das Selbstwertgefühl ihres Partners mit Anschuldigungen, Schuldzuweisungen, Beschimpfungen und Drohungen mindern, erhöhen sie sich selbst und versuchen, eigene Unsicherheiten zu überspielen. Ihre Taktiken können unterschiedlichste Formen annehmen, aber mit wachsender Eifersucht, wächst auch die Chance zur Eskalation.
Es beginnt oft im Kleinen.
Vielleicht sind es bestimmte Personen, mit denen Betroffene nicht interagieren dürfen und wenn doch, führt es unweigerlich zur Diskussion oder zum Streit. Ex-Freunde, ehemalige „Gspusis“, flirty Kollegen oder einfach nur andersgeschlechtliche Freunde. Die Gründe sind verschieden: „Ich vertraue dir, ich vertraue nur ihm/ihr einfach nicht.“, „Es ist mir unangenehm, wenn du mit dieser Person sprichst.“, „Ich denke nur, ich sollte dir reichen.“, „Ich habe gesehen, wie er/sie dich ansieht.“ Die Liste geht weiter und Betroffene machen mit, weil es die Diskussion einfach nicht wert ist.
Eine Forderung wie diese, kann zur Isolation führen. Jeder, der potentiell im Wettbewerb um Zuneigung, Zeit oder Aufmerksamkeit steht, wird ausgeschlossen. Schließlich wird, außer dem Partner, jeder tabu, es gibt nur noch die Beziehung und der Weg in eine Depression oder möglicherweise ein Umfeld für körperliche Misshandlung ist geebnet. Natürlich ist das der worst case. Nicht jede Beziehung nimmt derart toxische Ausmaße an. Und nicht jeder Partner, mit stark ausgeprägter Eifersucht, handelt gleich. Wie immer gilt auch hier: Reflexion und Kommunikation ist das A und O, denn nur dann kann Veränderung stattfinden.
Oft wird Eifersucht durch einen Vertrauensbruch getriggert.
Betrug ist einer der Hauptgründe für Misstrauen und akute Eifersucht in Beziehungen.
Auch ich kann mich davon nicht freisprechen, ich kenne alle Seiten: ich wurde betrogen, ich habe betrogen und ich war schon mal die, mit der betrogen wurde. Eifersucht im klassischen Sinn, kannte ich von mir selbst nicht. Ich habe es meistens umgekehrt erlebt oder indirekt über Freunde.
Die Tatsache, dass ich dieses Gefühl kaum kannte, lag wohl vor allem daran, dass ich mich von vornherein gar nicht erst committed habe. Es gab da klare unsichtbare Linien, Grenzen, die ich unbewusst bereits beim Kennenlernen eines potentiellen Partners gezogen habe: Ich entscheide wohin diese Bekanntschaft führt. Ich entscheide wie lange diese Beziehung hält. Ich habe alles im Griff. – Waren lange meine Glaubenssätze. Ich habe mir das natürlich nicht bewusst gesagt, es war ein ziemlich hartnäckiges Muster, das ich mir im Laufe der Jahre angeeignet hatte.
An den Punkt zu kommen, dieses Muster zu erkennen, hat mich viel Überwindung, Tränen, und auch die eine oder andere Beziehung gekostet. Mit viel Reflexion und auch therapeutischer Unterstützung habe ich dann begriffen, wieso ich immer wieder am selben Punkt stand, warum meine Ausgangssituationen sich so ähnelten.
Ein solches Muster zu erkennen ist zwar ein Durchbruch, denn plötzlich macht alles Sinn und man hat das Gefühl, endlich zu begreifen. Jedoch musste ich bald feststellen, dass diese Erkenntnis alleine, noch lange nicht reicht und die Arbeit da erst begann. Die „Arbeit“ oder besser – Entwicklung – aus diesem Muster heraus, in ein freies, selbstbestimmteres Ich. Denn nicht ich habe diese unsichtbaren Grenzen gesetzt, mein Muster hat das ganz automatisch, wie selbstverständlich, für mich übernommen. Mein Muster ging von einem früheren Ich aus. Dem Kind in mir, das Verletzung und Schmerz erlebt und sich einen Schutz aufgebaut hatte, um das in Zukunft gar nicht erst zu erlauben. Ein Mechanismus, der das um jeden Preis zu vermeiden versuchte. Dass es mit diesem sehr egoistischen Verhalten meinem „Erwachsenen Ich“ immer wieder Weg steht, ist dem „trotzigen Kind“ völlig gleichgültig.
COMMITMENT
Ein kleines Wort mit großer Bedeutung. Die Grundlage für Vertrauen, Respekt, Liebe. Die Basis für eine stabile Beziehung. Ein geläufiges Wort, das im Alltag oft Gebrauch findet, dessen Tiefgang jedoch selten tatsächlich begriffen wird.
Commitment bedeutet nicht, allen Forderungen des Partners nachzugehen und zu allem ja und Amen zu sagen. Es bedeutet allerdings, sich ernsthaft Gedanken über Aktion und Reaktion zu machen. Sich zu fragen, ob das eigene Verhalten okay ist, ob man das umgekehrt auch verstehen, respektieren und akzeptieren würde? Commitment bedeutet zu verstehen, dass nicht alles, das man in früheren Beziehungen praktiziert hat und das aus diesem Grund vielleicht ein automatisierter Vorgang ist, auch in Ordnung ist.
Commitment bedeutet nicht, auf der Stelle alle Kontakte zu andersgeschlechtlichen Menschen abzubrechen, aber mit Bedacht zu handeln und seinem Partner mit Empathie zu begegnen, um gemeinsam eine Lösung zu finden.
Ich habe mich committed.
Committed eine “echte” Beziehung einzugehen.
Nicht um jeden Preis, nicht auf Kosten meiner eigenen mentalen und körperlichen Gesundheit.
Ich habe immer noch Grenzen, doch diese setze ich bewusst und überlegt.
Ich gehe soweit ich will, manchmal auch etwas weiter. Dabei zerbricht ab und zu etwas, doch manchmal geschieht dadurch etwas wunderbares: Durch mein Commitment und meine Bereitschaft an mir, der Beziehung und einem „uns“ zu arbeiten, durch eine offene Kommunikation, committed sich auch der andere ein Stück mehr und es entsteht ein Zusammenhalt, eine Einheit, die so schnell nichts mehr trennen kann. Als würde man gemeinsam in ein neues Level aufsteigen.
Wir dürfen uns selbst und die eigenen Bedürfnisse natürlich nicht vernachlässigen und müssen uns fragen: Wie viel bin ich bereit zu geben? Wie viel Schmerz, wie viele Rückschläge kann ich ertragen? Wo sind meine persönliche Grenzen?
Denn eines ist sicher: Beziehungen sind keine Rom-Coms. Eine Romantisierung führt zu falschen Vorstellungen und Erwartungen sind geplante Enttäuschungen. Doch das Gefühl zu erleben, wenn die eigenen Bemühungen zum gemeinsamen Erfolg führen, ist unvergleichlich.