Be different, be individual, be you. Aber bitte alles in seinem Rahmen.
Das scheint das Motto unserer Gesellschaft zu sein. Jedenfalls empfinde ich das, in meiner Generation, so.
Wir leben in einer „Pseudo-Welt“ in der vermeintlich alles, tatsächlich aber nichts wirklich akzeptiert wird.
Akzeptiere die freie Liebe. Am besten lebst du sie auch. – Was du begleitest uns nicht zur pride parade?! Unterstützt du das denn nicht?!
Sei umweltfreundlich, aber bitte nicht zu öko.
Pass dich nicht so an! Du musst du selbst sein! – Das kannst du nicht ändern. Akzeptiere es.
Wir leben in einer Demokratie. Wir haben Meinungsfreiheit. – Du teilst unsere Meinung nicht? Du bist raus.
Ich könnte noch Hunderte Bespiele dieser Art nennen. Sie ziehen sich durch unser Leben, bestimmen unseren Alltag.
Wir leben in einer Welt voller Widersprüche, werden in ein überwiegend politisch und ökonomisch orientiertes Konzept gedrängt. Es wird zwar vermehrt Entscheidungsfreiheit propagiert, jedoch wird unsere Gesellschaft von Freiheit und Zwang, Anpassung und Individualität dominiert.
Grotesk ist, dass zwar immer behauptet wird, es ginge um das Wohl des Menschen, es jedoch tatsächlich um alles andere als das geht.
Nicht der Mensch, die Gemeinschaft und die Umwelt stehen im Vordergrund, sondern viel mehr die Tatsache, das alles gut zu verkaufen.
Es wird eine Gesellschaft erschaffen, in der vermeintlich alles akzeptiert, jedes Individuum wertgeschätzt wird, aber eben nur am Papier. Gelebt wird das nicht und wenn doch, dann nicht aus eigener Überzeugung, sondern als “von Außen herbeigeführte Selbstverständlichkeit”. Krankhaft wird versucht, durch political correctness, Akzeptanz und Wertschätzung herzustellen. Doch nur, weil das so kommuniziert wird, ändert das nicht automatisch auch nachhaltig unser mindset. Wer das behauptet, hat sich nie wirklich damit auseinandergesetzt und folgt blind der Herde.
Natürlich ist es angenehm, sich auf der Annahme, “alles sei in Ordnung, solange es nur politisch korrekt ist”, auszuruhen. Dann hat man immer eine Ausrede parat. Sollte das einmal in Frage gestellt werden, gibt es vermeintlich keinen Angriffspunkt.
Ein weiteres gutes Bespiel für die Ambivalenz zwischen Anpassung und Individualität, Zwang und Freiheit, ist die Bildung.
Wir werden dazu ermutigt, eigenverantwortlich und autonom zu handeln und uns der Verwirklichung unserer Lebensziele anzunehmen. Jedoch führt diese “Enttraditionalisierung” zu einer Loslösung von gewohnten Strukturen und sozialen Beziehungen und somit zu einer verstärkten Abhängigkeit.
Die Aneignung von Wissen, das von Interesse für jeden Einzelnen ist, wird durch die Anforderung der Verwertbarkeit an Gelerntem verhindert. Auf diese Weise hat der Markt zwar freie Auswahl an “Rohdiamanten”, die sich je nach Bedürfnis schleifen lassen, dem Individuum bleibt das eigene und selbstreflexive Wissensmanagement jedoch verwehrt.
Das Auftreten von Fremd- und Selbstbestimmung in gleichem Maße, kann einen doch nur in die Irre führen.
In diesem Sinne: Man muss lernen, was zu lernen ist, und dann seinen eigenen Weg gehen. (Georg Friedrich Händel)
Meine Gedanken dazu sind, das sich die Zeiten geändert haben, früher wurde man als Teil einer Gemeinschaft geboren, in der es sehr schwer war sich als Individuum zu finden, heute wird man als individuum geboren und jeder sucht seine Gemeinschaft.
Let me know how that resonats with you 🙂
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