Für alle Dog Lover und die, die’s noch werden wollen.
Gleich vorweg: Einen Hund besitzen zu WOLLEN und TATSÄCHLICH einen zu besitzen, sind zwei völlig verschiedene Dinge.
Das musste auch ich lernen. Obwohl mir das natürlich im Vorhinein bewusst und diese Entscheidung reichlich überlegt war.
Beginnen wir mal am Anfang.
Wie Millionen andere Kinder auf dieser Welt, wollte auch ich immer UNBEDINGT einen Hund, jedoch haben sich meine Eltern da quer gestellt – völlig verständlich, im Nachhinein. Damals allerdings völlig unverständlich für die kleine Teresa, deren Enttäuschung groß war, als beim Auspacken der Geschenke an ihrem Geburtstag, nur ein großer Stoffhund zum Vorschein kam.
Ein Glück, hatte der Besitzer des Reiterhofs nebenan einen Golden Retriever, den ich mir dann nahezu jeden Tag „ausborgte“. Zusätzlich stattete ich dann noch, so oft wie möglich, dem örtlichen Tierheim einen Besuch ab, um dort mit den Hunden spazieren zu gehen.
Die Liebe zum Hund war also groß und sie wurde auch nicht kleiner, als ich größer wurde.
Im dritten Studienjahr, stand meine Entscheidung dann fest:
„Ich nehme mir einen Hund.“
Doch alleine damit, war es nicht getan.
Da gab es dann 1000 Dinge zu klären.
Zuerst die Wohnsituation.
Ich war ja bereits ausgezogen und wohnte in einer WG, daher musste ich natürlich zuerst abchecken, ob Haustiere in diesem Wohnkomplex überhaupt erlaubt sind.
Da ich mit einer meiner engsten Freundinnen zusammen wohnte, wir immer alles offen kommunizierten und sie auch kein Problem mit Tieren hatte, war das mit dem Hund in der Wohnung kein Thema.
Solltest du dich jedoch in derselben Wohnsituation, wie ich damals, befinden und überlegen, dir einen Hund zuzulegen, würde ich dir auf jeden Fall raten, das mit deinem/deinen Mitbewohner(n) zu besprechen! Ich kenne nämlich auch Fälle, wo das im Alleingang durchgezogen wurde, weil es, ich zitiere: „Ja meine Entscheidung und mein Tier.“, ist und das führte dann, klarer Weise, nicht gerade zu einer angenehmen Stimmung innerhalb der Wohngemeinschaft.
Kaum war das eine Thema geklärt, waren meine Gedanken schon beim nächsten.
WAS WERDEN MEINE ELTERN SAGEN?
Da ich mir absolut sicher war, sie würden mir von dieser Idee abraten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, beschloss ich kurzerhand, sie erst mal nicht einzuweihen. Ob das nun eine gute Idee war, kann ich bis heute nicht beantworten.
Ich denke, hätte ich es ihnen im Vorhinein erzählt und sie hätten mir davon abgeraten, hätte das nichts geändert, da ich grundsätzlich nicht auf den „gut gemeinten Rat“ anderer höre.
Die Unterstützung der Eltern, vor allem, wenn es dann um’s Heimkommen und Reisen geht, solltest du jedoch nicht unterschätzen.
Die ist Gold wert!
Dann begann die Suche.
Ich kann es zwar nachvollziehen, wenn jemand unbedingt einen „Rassehund“ aus einem wohl behüteten Zuhause haben möchte, der später nicht bei der kleinsten Bewegung zusammenzuckt und sich verängstigt unter dem Tisch verkriecht, bin aber trotzdem Team „adopt don’t shop“.
Es gibt einfach so viele heimatlose Tiere auf dieser Welt, die sich nichts sehnlicher wünschen, als ein Zuhause, wo sie bleiben dürfen und geliebt werden.
Eines ist klar: jedes Tier ist mit Aufwand verbunden, aber bei diesen Hunden bekommt das Wort „Arbeit“ noch mal eine ganz andere Bedeutung. Das solltest du dir vorher wirklich bewusst machen.
Man kennt ja, in den meisten Fällen, die Geschichten dieser Tiere nicht. Viele sind stark unterernährt, wurden misshandelt oder einfach ausgesetzt, denn „der Bello wird sich schon selbstversorgen“.
Problem ist dabei der Mensch und nicht das Tier. Das muss gar nicht immer aktiv ablaufen. Es kann genauso gut passiv passieren, indem man dem Hund nicht genug Aufmerksamkeit schenkt weil, zum Beispiel, ein neues Mitglied zur Familie stößt usw.
Du musst dir das vorstellen, wie bei einem Baby, das kommt ja auch nicht mit bösen Absichten auf die Welt. Unser Verhalten stark von unserem Umfeld beeinflusst. Genauso ist das auch bei Hunden.
Wächst er sehr behütet auf, geht er erst mal etwas naiver durchs Leben, bis er Erfahrungen macht, die ihn lehren, vorsichtiger zu sein. Ist jedoch das Gegenteil der Fall und er erfährt bereits in jungen Jahren viel Negatives, prägt ihn das ein Leben lang. Es ist ihm schließlich viel Leid widerfahren oder er musste lernen, sich selbst durchzuschlagen, das äußert sich dann in seinem Verhalten.
Nun aber zurück zum eigentlichen Thema: Die Suche.
Ich begann mich also, bei den Tierheimen Österreichs durchzuarbeiten.
Dabei war mir vor allem eines sehr sehr wichtig: das Alter.
Ich wollte unbedingt einen jungen Hund. Mir ist natürlich bewusst, dass die älteren genau die gleichen Rechte auf ein Zuhause und Geborgenheit besitzen. Da es sich jedoch um meinen ersten eigenen Hund handelte, traute ich es mir schlichtweg nicht zu, einen aufzunehmen, der schon drei, vier Jahre oder noch älter war. Denn je älter der Hund, desto mehr negative Erfahrungen könnte er in dieser Zeit gemacht haben und desto “geschädigter” könnte er sein. Mit so einem Hund dann richtig umzugehen, stellt selbst für die erfahrensten Hundebesitzer, oft eine Herausforderung dar.
Schließlich verlagerte ich meine Suche ins Netz und fand dann auf Willhaben tatsächlich ein Inserat eines Tierschutzes in Niederösterreich. (Mittlerweile ist das Inserieren von Tieren auf Verkaufsplattformen, wie Willhaben, Ebay & co. jedoch nicht mehr so einfach, weil man sämtliche Dokumente nachweisen muss, damit das Inserat freigeschalten wird. Das stellt natürlich vor allem bei Hunden aus dem Ausland oft ein großes Problem dar.)
Dieser Tierschutz holt Hunde aus Ungarn, Slowenien und Griechenland nach Österreich, um sie hier zu vermitteln. Der Leiter hat sein Tierheim in NÖ, er und seine Tochter sind aber auch maßgeblich an der Errichtung von Heimen vor Ort beteiligt.
Jerry war gemeinsam mit seinem Bruder, Ben, inseriert worden. Ein Mann hatte die beiden auf der Straße eingesammelt und in Griechenland zum Tierschutz gebracht. Die einzige Auskunft, die er geben konnte war, dass die Mutter ein Langhaar Collie ist, weil sie angeblich in der Nähe seines Hauses geworfen hatte.
Es bestand die Möglichkeit beide oder eben nur einen zu adoptieren.
Als ich das Inserat sah, war Jerry geschätzt drei Monate alt, bekommen hab’ ich ihn dann aber erst mit sechs einhalb Monaten, da Hunde vor der Aus-/Einreise immunisiert und gechippt werden müssen. Das wird dann alles in den EU-Reisepass eingetragen und dann beginnt der Transfer.
Ich kenne auch einige, die diesen ganzen Prozess selbst übernommen haben, muss aber dazu sagen, dass das wahnsinnig viel Aufwand und über einen Tierschutz wesentlich einfacher ist.
Die “Entschädigung” an die Organisation, für das Umsorgen des Hundes in dieser Zeit, betrug 240€.
Das ist wirklich absolut gerechtfertigt.
Monate und ca. 20 Hunderatgeber später, war es dann endlich so weit. Der Tag des Kennenlernens war gekommen. Ich kann mich noch genau erinnern. Es war der 1. Juni 2018 und ich war wahnsinnig nervös. Schließlich kannte ich Jerry ja nur von Erzählungen und Bildern.
Als ich ihn dann das erste mal “live” vor mir hatte und ihn streichelte, machte mein Herz einen Satz. Ich konnte es gar nicht fassen.
Das war MEIN Hund.
MEIN großer Traum.
Gewachsen war er auch schon ordentlich im Vergleich zu dem Bild, das ich vor Augen hatte, aber das machte nichts. Ich schloss ihn sofort ins Herz. Er mich wohl eher nicht, denn er hatte schreckliche Angst.
Verständlich, nach der großen Reise und allem, das er hinter sich hatte.
Das Vertrauen eines solchen Hundes zu gewinnen, dauert. In meinem Fall hat es ca. ein halbes Jahr gebraucht, bis ich das Gefühl hatte, er vertraut mir wirklich vollkommen.
Die ersten Spaziergänge waren wohl eher “Schritt sitz Schritt sitz Schritt sitz”. Türen und jedes fahrende oder elektronische Objekt, wurden als “der Feind” angesehen und fremde Menschen waren ihm ohnehin nicht geheuer. Auch um unbekannte Gegenstände machte er einen großen Bogen (teilweise sogar heute noch).
Obwohl er zu dem Zeitpunkt schon ein halbes Jahr alt war, kannte er weder die Leine, noch jegliche Art von Kommandos. Woher auch?
Er war extrem schreckhaft, dünn und sein linkes Ohr war durchgebissen.
Mein erster Weg führte also mal zum Tierarzt für einen “Allround Check”.
!Besonders wichtig!
Hunde aus dem Mittelmeerraum sind oft von schlimmen Krankheiten, wie Herzwürmer oder Leishmaniose, betroffen! Daran hatte ich zuvor auch nicht gedacht. Diese Krankheiten führen jedoch zu einem sicheren Tod des Tieres.
Lass also unbedingt eine Blutuntersuchung machen.
Die ersten paar Monate waren wirklich eine Katastrophe.
Ich rannte von einem Tierarzt zum nächsten, war mit meinen Nerven total am Ende. Die ganze Situation überforderte mich anfangs völlig.
Ein verängstigter, nicht stubenreiner, kranker Hund, war nicht unbedingt das, was ich mir vorgestellt hatte.
Doch die Zeit verging und wir wuchsen immer mehr zusammen.
Auch der Umgang mit seinen Artgenossen auf der Hundewiese verbesserte sich rasch und ich holte mir einige Tipps in der Hundeschule einer Freundin.
Ich konnte richtig mitverfolgen, wie Jerry nach und nach aufblühte.
Der Jerry jetzt, ist ein völlig anderer Hund.
Das finde ich sehr beeindruckend und schön, weil man sehen kann, was für tolle Lebewesen das sind, wenn man ihnen nur etwas Liebe und Zuneigung schenkt.
Wir haben auch jetzt noch ab und zu mit unangebrachtem Verhalten zu kämpfen, aber mit viel Arbeit, bekommen wir auch das noch in Griff.
Step by step.