Sehen und gesehen werden

Warum uns Anerkennung so wichtig ist.

Wir alle wollen vor anderen gut da stehen.
Das zeigt sich vielleicht auf unterschiedliche Art, aber jeder will auf seine Weise gemocht und geachtet werden.
Dabei verlieren wir uns jedoch sehr schnell selbst.

Anerkennung ist wie eine Art Droge. Sie bestimmt unser Leben, verleitet uns dazu, fast alles zu tun, um dieses Glücksgefühl zu spüren.
Niemand handelt rein im Interesse anderer. Nicht einmal Mutter Teresa, das Paradebeispiel, wenn es um Selbstlosigkeit geht, war tatsächlich „selbstlos“. Sie holte sich ihre Anerkennung durch die guten Taten, die sie vollbrachte. (Damit will ich natürlich nicht ausdrücken, dass das ihre einzige Intention war!)
Jeder findet andere Wege, um Ansehen zu bekommen. Der eine treibt seine körperlichen Fähigkeiten bis ans Äußerste, der andere stürzt sich in die Arbeit, wieder ein anderer kasteit sich beim Essen usw.

Dabei geht es vorerst weniger, wie viele vermuten, um Selbstsucht und Unreife. Wir brauchen diese Zuneigung vom ersten Moment unseres Lebens an.
Das eigene Umfeld ist der Ort, an dem uns unser „Wert“ bereits in frühen Jahren vermittelt wird. Die Familie ist dafür verantwortlich, uns Halt und Stärke entgegenzubringen, um Selbstvertrauen und vor allem Selbstwert, aufbauen zu können. Hier werden unsere Taten als erstes anerkannt und da das Leben nun mal aus „Geben und Nehmen“ besteht, wird uns dort ebenfalls nahegelegt, auch anderen mit dieser Achtung zu begegnen.

Traurig nur, dass uns oft der Respekt und somit auch die Liebe und Wertschätzung uns selbst gegenüber fehlt. Wir beginnen, uns nur mehr über die Rückmeldung der Mitmenschen zu definieren, haben viel zu wenig Vertrauen in uns selbst, wissen gar nicht, wozu wir fähig wären und was in uns steckt. Das eigene Potential bleibt verborgen und unberührt. Im Glauben, nur durch Ansehen geliebt zu werden, lassen wir zu, dass unser Leben von anderen bestimmt wird und prahlen auch noch damit.

Schnell wird dann aus Anerkennung, Obsession.
Wir werden zu Bettlern, die nach Aufmerksamkeit schreien und darum betteln, „gesehen“ zu werden. Wie toll, schön, gut wir sind.
Welche teuren Marken wir tragen, schicken Restaurants wir besuchen oder tropischen Inseln wir bereisen.
Insbesondere auf social media geht es darum, zu zeigen, was wir haben, oder zumindest so zu tun. Der Schein muss, um jeden Preis, gewahrt werden. Alles ist gut. Momente der Traurigkeit gibt es nicht.
Wir präsentieren ein perfektes Leben.
„Pic or it didn‘t happen.“
Ein Leben voller verlorener Augenblicke, denn das Foto für Instagram, es „allen zu zeigen“, ist wichtiger, als den Augenblick zu genießen.
So verstreicht Tag für Tag, Jahr für Jahr, ohne, dass wir es überhaupt bemerken.
Jeder will “jemand” sein.
Jemand “besonderes”.
“Normal” ist langweilig und “langweilig” braucht niemand.
Und “niemand” zu sein, das wäre wirklich das Schlimmste.

Der Zugang zu uns selbst fehlt und wir holen uns die Anerkennung von außen.
Doch das Rampenlicht erlischt irgendwann. Dann sind die Zuschauer weg und dem kurzen Hoch, folgt meistens ein langes Tief. Wir fühlen wieder diese bedrückende Leere. Gehen in uns und da ist nichts. Oft wissen wir nicht, wer wir eigentlich sind. Durch die fehlende Bestätigung anderer, schwindet plötzlich auch jegliche Vorstellung unserer Persönlichkeit.
Wir machen uns emotional abhängig von der Außenwelt und die Suche beginnt erneut.

Diese ständigen Ups und Downs machen uns auf Dauer nur unglücklich. Viel schlauer wäre es stattdessen, auf uns selbst zu hören, uns nicht zu verstellen, Verantwortung für uns und unser Handeln zu übernehmen und uns unseren Wert wirklich bewusst zu machen.

Try it!

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